Mittwoch, 17. Juli 2019

Carola Rackete: "Sebastian Kurz mangelt es an Fakten"


Carola Rackete: "Sebastian Kurz mangelt es an Fakten"
Der Standard, 13. Juli 2019
Die Sea-Watch-3-Kapitänin kritisiert im STANDARD-Interview die Rhetorik von Spitzenpolitikern zum Thema Seenotrettung im Mittelmeer

Es ist nicht einfach, ein Interview mit Carola Rackete zu bekommen. Seit die 31-jährige deutsche Kapitänin Ende Juni mit dem Rettungsschiff Sea-Watch 3 ohne Erlaubnis in den italienischen Hafen von Lampedusa eingefahren ist, um gerettete Menschen an Land zu bringen, und daraufhin festgenommen wurde, steht sie im europäischen Rampenlicht. Erste Anfragen des STANDARD kurz darauf wurden abgelehnt. Sie müsse sich mit ihren Anwälten beraten, hieß es.

[...]

STANDARD: Zu den Ländern, die vom Dublin-System profitieren, gehört auch Österreich. Altkanzler Sebastian Kurz kritisiert regelmäßig die im Mittelmeer aktiven Hilfsorganisationen, Stichwort "NGO-Wahnsinn", und hat sich zuletzt wieder hinter Salvini gestellt. Ist das etwas, was Sie auf Ihren Missionen mitbekommen?

Rackete: Das bekommt man schon mit. Genau wie bei Salvini wundere ich mich bei Kurz über die Wortwahl und die Art und Weise, wie argumentiert wird. Denn da mangelt es an Fakten. Das Thema ist ein Problem, das ist klar, aber ich erwarte von Spitzenpolitikern wie Kurz oder Salvini, dass sie sich anders dazu äußern: dass sie mit Fakten arbeiten und nicht Leuten etwas vorwerfen, was nicht wahr ist. Sie sollten Vorbilder sein, aber weder der Ton noch der Inhalt sind bei Kurz und Salvini vorbildlich.

Donnerstag, 4. Juli 2019

Solidarität mit Kapitänin Carola Rackete und für die Rettung von Menschenleben


Zur Unterstützung von Kapitänin Carola Rackete und um für die Rettung von Menschenleben einzutreten, haben “SOS-Mitmensch Burgenland” und “Miteinander in Oberschützen” folgenden Brief an die italienische Botschaft geschickt:

Oberpodgoria 03.07.2019

Sehr geehrter Herr Botschafter!
Werter Herr Sergio Barbanti!

Wir von “SOS-Mitmensch Burgenland” und “Miteinander in Oberschützen” drücken auf diesem Weg unsere Entsetzen und unsere Empörung über das menschenverachtende Verhalten von Innenminister Salvini im Zuge der Verhaftung der Kapitänin des Rettungsschiffes “Sea-Watch 3”, Frau Carola Rackete aus und betonen gleichzeitig unsere Solidarität mit den zahllosen BürgerInnen Italiens, die sich für eine gerechte Asylpolitik auf nationaler und internationaler Ebene engagieren.
Wir wehren uns gegen die Kriminalisierung von SeenotretterInnen: Menschenleben retten kann niemals eine kriminelle Tat sein! Im Gegenteil. Wir finden, Frau Kapitänin Carola Rackete ist im höchsten Maße würdig für die Verleihung der höchsten Auszeichnung für humanitäres Handeln. Die Festnahme und Anklage von Carola Rackete erachten wir als einen brutalen Akt politischer Willkür.
Wir von “SOS-Mitmensch Burgenland” und “Miteinander in Oberschützen” sind gerne bereit, unseren Teil zur Lösung des Problems beizutragen und verweisen auf unseren Vorschlag an die österreichische Bundesregierung vom Frühjahr 2018 (siehe Anlage-“Rettungsaktion für Flüchtlinge”).
In diesem Aufruf haben wir unsere Bereitschaft erklärt “weiterhin in Italien, Griechenland oder anderswo gestrandete Flüchtlinge in Österreich aufzunehmen. Als Zeichen für unsere Bereitschaft übernehmen wir auch gerne die Fahrtkosten der Flüchtlinge vom Mittelmeer nach Österreich, wenn sie anschließend in Österreich in die Grundversorgung übernommen werden”.

Sehr geehrter Herr Botschafter!
Wir ersuchen Sie unser Entsetzen und unsere Empörung an die italienische Regierung weiterzuleiten in der Hoffnung, dass in Zukunft menschenrechtsverträgliche Lösungen im Einklang mit dem internationalen Seerecht zur Anwendung kommen werden.

Hochachtungsvoll
Mag. Rainer Klien / SOS-Mitmensch Burgenland
Mag. Ingrid Taucher / Miteinander in Oberschützen


Hintergrund:
„Menschenleben müssen gerettet werden!“
Etwas weniger diplomatisch als üblich hat sich der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zum Skandal der „Sea Watch“ geäußert.
VaticanNews, 30.6.2019


Mehr als eine Million Euro Spenden für Sea-Watch und Kapitänin Rackete
Kapitänin Carola Rackete sorgt mit ihrer Sea-Watch 3 dafür, dass sich Europa wieder mit der Flüchtlingskrise im Mittelmeer beschäftigt
Der Standard, 1.7.2019


Nach ihrer Freilassung
Sea-Watch-Kapitänin an sicherem Ort - Salvini tobt nach Richterspruch
Die deutsche Sea-Watch-Kapitänin ist nach ihrer Freilassung an "einem sicheren Ort". Dies teilte der Sprecher der Hilfsorganisation Sea-Watch, Ruben Neugebauer, der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch mit. Aufgrund der zahlreichen Drohungen gegen die 31-Jährige werde ihr Aufenthaltsort nicht bekanntgegeben.
Spiegel-Online, 03.07.2019


Wer ist Carola Rackete?
Das erzählen Weggefährten über die „Sea-Watch“-Kapitänin
Gesetz oder Moral? Als Kapitän, sagt ihr Ausbilder, müsse man manchmal wählen. Carola Rackete hat ihre Entscheidung getroffen – mit allen Konsequenzen.
Der Tagesspiegel, 3.7.2019